Internationale Beteiligung bei ALGE-TIMING Wolfgang Alge und Albert Vetter im Interview
Im Herbst 2023 haben sich zwei der führenden Unternehmen im Bereich der professionellen Zeitmessung zusammengeschlossen. Das Lustenauer Unternehmen ALGE-TIMING ist jetzt Teil des Südtiroler Unternehmens Microgate. Wir haben Wolfgang Alge und Albert Vetter, Geschäftsführer bei ALGE-TIMING, dazu befragt.
(1) ALGE-TIMING ist ein Hidden Champion für Zeitmessungen im Sport. Bitte beschreiben Sie uns kurz Ihr Geschäftsmodell.
Albert Vetter: „Wir stellen seit den frühen 1970er Jahren Zeitmessgeräte her. ALGE-TIMING ist heute eine international anerkannte Marke im Sektor der elektronischen Sportzeitmessung. Jedes unserer Produkte ist sehr individuell, da jeder Sport spezielle Anforderungen mit sich bringt. Die Messgeräte müssen extremer Kälte, Hitze und verschiedensten Umwelteinflüssen standhalten. Die Stromversorgung der Messgeräte muss ebenfalls an den Einsatzort angepasst werden.”
Wolfgang Alge: „Wir haben uns in einer engen Markt-Nische mit nur wenigen Mitbewerbern sehr gut positioniert und Maßstäbe setzen können. Wir versenden unsere Messgeräte weltweit; in über 40 Ländern haben wir Exklusiv-Vertretungen bzw. Generalimporteure. Bedenken Sie aber auch, dass wir hier von kleinen Stückzahlen sprechen. Glücklicherweise ändern sich Sportarten kaum, daher haben unsere Zeitmessgeräte lange Produkt-Lebenszyklen, teilweise bis zu 20 Jahren.“
(2) Sie haben einen Nachfolger international gesucht und mit Microgate einen neuen Mehrheitseigentümer gefunden. Wieso international und wie sind Sie die Sache angegangen?
Wolfgang Alge: „Nachdem klar war, dass wir innerhalb unserer Familien keinen Nachfolger finden, haben wir frühzeitig beschlossen, mit der Suche zu starten. Wir haben bei anderen Unternehmen Referenzen reingeholt über verschiedene Unternehmensberatungen und sind dann der Empfehlung gefolgt, Loos & Partner zu kontaktieren.
Wir haben zunächst sondiert, ob einer unserer Vertreter oder auch ein externer österreichischer Investor in Frage kommt, haben unsere Suche aber recht schnell international ausgeweitet.“
(3) Was waren die größten Herausforderungen bei dieser internationalen Transaktion?
Wolfgang Alge: „Tatsächlich war es nicht die sprachliche Barriere, sondern das Verständnis länderspezifischer Gegebenheiten. Sei es Lohnverrechnung, Steuersystem, Datenaufbereitung – da gibt es einige Unterschiede zwischen Italien und Österreich. Sowohl Microgate als auch wir hatten bisher nur einen Standort, und müssen nun die Normen und Vorgaben von zwei verschiedenen Ländern beachten und verinnerlichen.”
(4) Microgate hat seinen Sitz in Italien. Gibt bzw. gab es sprachliche Probleme (Deutsch – Italienisch) untereinander?
Albert Vetter: „Da der Standort in Bozen, Südtirol ist, spricht die Mehrheit deutsch. Zudem ist es so, dass in beiden Unternehmen jeder englisch spricht, da wir international agieren.“
(5): Wie verlief der Übergang? Was hat sich geändert für Sie und Ihre Angestellten?
Albert Vetter: „Unsere Angestellten waren anfangs sehr verunsichert, auch wenn sich vorerst nicht viel ändert für alle. Ein Betriebsausflug nach Bozen, bei dem sie die knapp 60 Mitarbeiter(innen) und die Geschäftsführung von Microgate kennenlernen konnten, hat ihnen einige Sorgen genommen.
Bis auf Weiteres sind wir beide als Co-Geschäftsführer bei ALGE-TIMING und es sind alle Angestellten geblieben. Die zwei Geschäftsführer von Microgate sind weiterhin an ihrem Standort in Bozen.”
Wolfgang Alge: „Eine große Veränderung für Albert und mich ist die Tatsache, dass die Entscheidungswege länger werden. Jetzt werden finale Entscheidungen gemeinsam mit Bozen getroffen. Das ist etwas gewöhnungsbedürftig.“ (schmunzelt)
(6): Welchen Rat geben Sie anderen Unternehmen, die international Investoren suchen?
Albert Vetter: „Eine Nachfolgeregelung ist für einen Unternehmer im Normalfall DAS ERSTE MAL. Deshalb halte ich das Hinzuziehen eines erfahrenen Beraters für essenziell wichtig.
Wir empfehlen auch, die Suche frühzeitig in Angriff zu nehmen. Wolfgang Alge und ich werden noch einige Jahre hier als Co-Geschäftsführer arbeiten – mit dem Wissen, dass die Zukunft von ALGE-TIMING gesichert ist.“
Wolfgang Alge: „Ich möchte noch einen Rat hinzufügen. Unserer Ansicht nach ist es bei einer Fusion von Vorteil, wenn beide Firmen eine ähnliche Firmenkultur und eine gemeinsame Vision haben. So kann man anschließend die angepeilten Ziele gemeinsam weiterverfolgen.“
Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview genommen haben.